Die Coronakrise hat viele Schulen, Bildungseinrichtungen, Lehrerinnen und Lehrer und die Verantwortlichen kalt erwischt. Quasi über Nacht sollten sie das umsetzen, was mit dem “Digitalpakt” politischer Wille ist und was seit mehr als 15 Jahren heiß und kontrovers diskutiert wird: der Unterricht sollte digital umgesetzt werden. Doch wie das geht, haben die meisten nicht gelernt. Die Einführung, Umsetzung und Optimierung von digitalen Unterrichtskonzepten ist normalerweise ein Prozess, der lange Zeit in Anspruch nimmt.
Ich weiß wovon ich rede, ich habe vor meiner Schulzeit 15 Jahre in der Multimediabranche gearbeitet und Einrichtungen bei der Entwicklung und Umsetzung von Konzepten begleitet.
Ich beginne einmal mit einer negativen Aussage: eLearning ist nicht das Versenden oder Bereitstellen von Lernmaterial (Texte, Filme, Bilder, Arbeitsblätter etc.) in der Hoffnung, die Empfänger werden das schon bearbeiten.
eLearning ist das Entwickeln von digitalem Unterrichtsmaterial mit dem Ziel, bestimmte Lernziele zu erreichen.
Im Präsenzunterricht würde ich das mit verschiedenen Methoden und Medien erreichen, ich hätte einen Stundeneinstieg, ich würde Lernsicherungsphasen einbauen und ich würde einen Stundenabschluss planen, alles mit einem gewissen Zeitpuffer, damit ich auf Fragen antworten kann, bestimmte Lerninhalte ggf. anders erkläre und somit meine 45 Minuten Stundenvorgabe einhalte.
Fast alles kann ich mit einem vernünftig und didaktisch sinnvoll gestalteten eLearning auch umsetzen. Ich bin beschränkt in der Interaktivität mit den SuS (Schülerinnen und Schüler), aber ich kann die Inhalte schrittweise vermitteln, Sicherungsphasen einbinden, mit unterschiedlichen Medien unterschiedliche Sinne ansprechen. Wie ich das mache, ist abhängig von der Technik. An meiner Schule wird mit der Lernplattform its Learning gearbeitet. Die Plattform ermöglicht die Einrichtung von Lernpfaden, andere Lernplattformen wie Moodle oder Ilias lösen dies, indem Voraussetzungen für Lernschritte definiert werden. Alle Lernplattformen bieten die Möglichkeit, Tests einzubauen. Es ist also möglich, den Lernstoff schrittweise zu vermitteln, nach den Schritten eine Sicherung in Form eines Kurztests einzubauen und dann den nächsten Lernschritt einzuleiten.
Nach meiner Erfahrung ist die Lernsicherung am Ende der Vermittlung des Stoffes selten erfolgreich. Stellen Sie sich folgende Situation vor: Ihre Schüler haben, bspw. als Wochenplan, Lernstoff aus verschiedenen Fächern zu bearbeiten. Die entsprechenden Lehrkräfte bekommen den Erfolg der Bearbeitung in Form von bearbeiteten Aufgaben, Arbeitsblättern etc. mit, im Falle der Lernplattform durch die Anzeige der Testergebnisse oder der Übermittlung bearbeiteter Aufgaben. Tests in den Lernplattformen bieten die Beantwortung von single choice , multiple choice, drag &drop u.ä. Aufgaben an. Die Lehrkraft bekommt nicht mit, ob vorher das Material zum Lernen auch abgearbeitet wurde. Im Falle eines Lernpfades reicht nämlich ein einfaches Anklicken des Materials an, damit die Plattform den nächsten Schritt freigibt. Wie hoch mag wohl die Chance sein, das ein Schüler das Material schnell wegklickt, um möglichst rasch den oder die Tests zu erledigen und damit der Lehrkraft zu signalisieren: “Ich habe es bearbeitet” ?
Meine Lernpfade, die ich erstelle, folgen in der Regel folgendem Muster:
- Einstieg: Auflistung der Lernziele, ggf. weiterführende Arbeitsanweisungen (kurzer Text)
- Präsentation des ersten Lerninhalts (selbst erstelltes Lernvideo, eingebundenes Lernvideo, Grafik oder Text)
- Kurztest mit Fragen zum vermittelten Lernschritts
- Zweiter Lernschritt, Präsentation des Lerninhalts
- Dritter Lernschritt, Präsentation des Lerninhalts
- Kurztest mit Fragen zum zweiten und dritten Lernschritt
- ggf. Kommentarfunktion zum klären von Fragen, Anmerkungen .
In einem späteren Beitrag werde ich zeigen, wie man kurze Lernvideos mit Adobe Spark erstellt. Dies ist ein Tool, das Adobe auch kostenlos zur Verfügung stellt. Zur Erstellung braucht man ggf. ein Mikrofon und sonst nichts.
An dieser Stelle noch einige Tipps und Grundsätzlichkeiten.
- Der PC / Laptop ist ein höchst unzureichendes Medium, um lange Texte zu lesen.
- Es gibt nur wenige Menschen, die Lernvideos mit einer Länge von mehr als 5 Min mit Begeisterung ansehen und sich auch noch den Inhalt merken.
- Es gibt nur wenige Menschen, die begeistert von Lernpfaden sind, deren Bearbeitung länger als 30 Minuten dauern.
- Wenn längere Lernabschnitte realisiert werden, muss die Möglichkeit bestehen, das Lernen zu unterbrechen.
- Texte können prima mit Bildern aufgewertet werden.
- Links auf andere Websites oder Youtube reduzieren den Arbeitsaufwand für die Ersteller des eLearnings erheblich
- Die meisten Medien im Internet unterliegen dem Urheberschutz. Beachtung spart Kosten.
- Verlinkungen sind keine Verletzung des Urheberschutzes.
- Schüleraktivität kann auch in einem Rechercheauftrags bestehen. Das Internet ist voller Informationen.