Die Corona Pandemie zwang alle Schulen in der Bundesrepublik Deutschland und viele Bildungseinrichtungen kurzfristig auf digitale Unterrichtsformen umzustellen. Über Nacht wurde deutlich, dass man nicht nur eine technische Entwicklung verpasst hatte – die pädagogischen Voraussetzungen für ein schnelles Umschalten auf digitalen Unterricht waren vielerorts nicht gegeben. Die Learntec, eine der größten Bildungsmessen in Europa, beschäftigt sich schon seit 1992 mit den Möglichkeiten und Anforderungen an das Lernen und Lehren mit technischer Unterstützung – fast 30 Jahre später wurde überdeutlich, dass nur wenige Bildungsträger und noch weniger Schulen diesen Weg konzeptionell eingeschlagen haben.
Fast reflexartig wurden daher mit Ausbruch der Pandemie Lernplattformen wie Moodle oder Ilias installiert, die eLearning Branche lebte wieder auf und versprach, wie einst, einfache Lösungen, die vom Lehrpersonal in wenigen Minuten in die Praxis umgesetzt werden können.
Weder eine Lernplattform noch das Tool zum Erstellen von digitalem Lernmaterial ist elearning und schon gar kein digitaler Unterricht. Das Versprechen der Industrie, mit wenigen Handgriffen auf digitalen Unterricht umschalten zu können, ist ein Werbetrick.
Man muss sich bewusst machen, dass mit der systematischen Einführung von digitalem Unterricht ein wohlüberlegtes methodisch – didaktisches Konzept umgesetzt wird, das mit Inhalt – dem Unterricht – gefüllt werden muss.
Wenn eine Lernplattform wie Moodle bereitgestellt wird, stellt die Einrichtung lediglich das Schulgebäude und die Werkzeuge zur Verfügung.
Wenn diese Lernplattform dann lediglich zum Hochladen von Arbeitsmaterial und für videobasierten Unterricht genutzt wird, ist dies kein digitaler Unterricht. Ein Datenserver und ein Videokonferenzsystem wäre in diesem Fall wesentlich weniger aufwändig und damit weniger kostenintensiv betreibbar.
Digitaler Unterricht, also die Fortsetzung des Unterrichts mit digitalem Lernmaterial, erfolgt immer im Kontext von Präsenzunterricht und Vorwissen. Die Lehrenden müssen also immer Überlegungen getroffen haben, die einem methodisch didaktischen Leitfaden folgen: Für welche Lerngruppe unterrichte ich ein bestimmtes Thema mit welchen Mitteln, warum ist dieses Thema wichtig und wie wird der Lerngegenstand im Themenbereich dargestellt?
Digitaler Unterricht ist also, genau wie Präsenzunterricht, ein durch den Lehrkörper gelenkter systematischer Lernprozess und benutzt dabei die Möglichkeiten des digitalen Lernens genauso wie es den Beschränkungen dieser Lehr- und Lernform unterliegt.
Lernpattformen wie Moodle, Ilias oder itslearning bieten eine Basis für den digitalen Unterricht und stellen eine Menge Werkzeuge zur Gestaltung zur Verfügung.
Die Gestaltung aber liegt in der Verantwortung des unterrichtenden Personals.